MEWP-Simulatoren sollen bestehendes IPAF-Schulungsangebot „verbessern, aber nicht ersetzen“

IPAF XR-Strategie

Laut einem neuen, umfassenden Strategiedokument der International Powered Access Federation zum Thema „eXtended Reality“ (XR) sollen Schulungen für Bediener mit neuen Technologien wie Virtual Reality (VR) und Simulatoren für mobile Hubarbeitsbühnen (MEWP) in Zukunft noch realistischer gestaltet werden. Als Ersatz für praktische Übungen dürften diese aber in absehbarer Zukunft nicht gelten.

2018 stellte IPAF branchenweit Untersuchungen zu diesen vielversprechenden neuen Technologien an, deren Erkenntnisse nun in dem detaillierten Strategiepapier veröffentlicht wurden. Unter Mitwirkung verschiedener IPAF-Mitglieder entwarf man ein Richtliniendokument dazu, wie Virtual Reality-Systeme effektiv und sicher in Schulungsprogrammen für MEWP-Bediener genutzt werden können. Dabei entstand eine Reihe von beachtenswerten Empfehlungen, die nun 2019 umgesetzt werden sollen.

Tim Whiteman, CEO und Geschäftsführer von IPAF, sagte dazu: „Im Bereich MEWP-Schulungen erleben wir gerade eine Revolution, was Virtual Reality betrifft. Die MEWP-Simulatoren sind mittlerweile derart ausgereift, dass der ein oder andere Bediener schon automatisch nach seiner PSA gegriffen hat oder den Simulator sogar aufgrund von Höhenangst oder Schwindel verlassen musste.“

„Unser Ziel war es, die Meinungen unterschiedlichster Gruppen einzuholen – von Mitarbeitern, die noch nie mit MEWP gearbeitet haben, zu erfahrenen IPAF-Schulungsleitern, von Schulkindern bis hin zu Höhenzugangsexperten und Führungskräften der Branche, Verleihunternehmen und Herstellern.“

Dazu stellte IPAF einen ausgereiften MEWP-Simulator, der von einem Mitgliedsunternehmen hergestellt wurde, auf verschiedenen Veranstaltungen aus, darunter dem IPAF Summit im amerikanischen Miami, der Intermat in Paris, den Vertikal Days und der Elevation in Großbritannien, der IPAF Asia Conference in Kuala Lumpur und dem Euro Institut: Health & Safety Forum im EU-Parlament in Straßburg, Frankreich.

Aber auch abseits der Branche wurde der Simulator vorgestellt – auf Veranstaltungen für Schulabsolventen oder Bau- und Gesundheits-/Sicherheitsbehörden etwa – um eine möglichst breite Masse an Nutzern anzusprechen und nicht nur Untersuchungsergebnisse in direktem Zusammenhang mit Branchenexperten für Höhenzugangstechnik zu sammeln. Jeder, der den Simulator oder andere VR-Geräte und Simulationsanwendungen ausprobiert hat, wurde anschließend zu einer Online-Befragung auf der Webseite von IPAF eingeladen.

Tim Whiteman berichtete weiter: „Das Feedback, das wir bei IPAF erhalten haben, war phänomenal! Auf seiner Basis konnte ein Team von IPAF-Mitarbeitern Ende 2018 ein Strategiepapier zu eXtended Reality entwerfen, in dem zentrale Empfehlungen und Ziele dargelegt und eine Umsetzungsstrategie für 2019 und darüber hinaus entwickelt wurde.“

Zu den Gesamtergebnissen der Untersuchung zählte unter anderem die Erkenntnis, dass ein großes Potential für die Verbesserung des IPAF-Schulungsangebots durch XR-Technologie herrscht, da keine vorherige Technologie so effektiv Wissen und Fähigkeiten an Schulungsteilnehmer zum Thema Sicherheit vermitteln konnte.

Einige Befragte gaben jedoch zu bedenken, dass die ausschließliche Nutzung von XR in Schulungen ein falsches Gefühl von „Unverletzbarkeit“ erzeugten könnte, da Bediener nach einem Unfall das System einfach resetten können. Daher kam man bei IPAF überein, den Einsatz von XR-Technologie in Schulungen nicht zur Voraussetzung zu machen, aber die Verbesserung des Schulungsangebots durch diese Technologie auch nicht zu verhindern.

Die Entwicklung eigener XR-Geräte oder Simulatoren schloss man bei IPAF derweil aus. Vielmehr soll nun ein System zur Überprüfung, Genehmigung und Zertifizierung von XR-Hardware und -Software entwickelt werden, das in Kombination mit dem eigenen Schulungsprogramm, insbesondere bei der Qualifikation „IPAF PAL+“, eingesetzt werden kann oder auf andere Weise einen erheblichen Beitrag zur Vermittlung von Kenntnissen und Sicherheitswissen bezüglich des Einsatzes von MEWP und MCWP leisten kann.

Laut dem neuen Strategiepapier von IPAF kann XR in folgenden Bereichen genutzt werden:

  • Ergänzung der IPAF-Richtlinien und -Hinweise zum sicheren Einsatz von Höhenzugangstechnik;
  • Verbesserungen in Bedienerschulungen;
  • Verbesserungen in der Sicherheit für Bediener.

Es werden darin außerdem folgende Vorzüge als Empfehlungen ausgesprochen:

  • Effektiver Einsatz in der Vorbereitung von Schulungsteilnehmern für praktische Prüfungen;
  • Verbesserung von vorbereitenden Inspektionen von MEWPs und Bereicherung der theoretischen und praktischen Ausbildung durch Augmented Reality (AR);
  • Kontextualisierung zahlreicher Gefahren im Umgang mit MEWPs durch interaktive 360 Grad-Videos;
  • VR-Simulatoren als wichtiges Hilfsmittel in Auffrischungsschulungen und bei der fortlaufenden Überprüfung der Bedienerkompetenz.

Das IPAF XR-Strategiepapier wurde Ende 2018 vom IPAF-Beirat und dem Vorstand zur Veröffentlichung freigegeben und im Januar 2019 veröffentlicht.

IPAF arbeitet nun eng mit verschiedenen Mitgliedern und Entwicklern von XR-Hardware und -Software zusammen, um seine XR-Strategie umzusetzen. Diese wird als Rahmenwerk und Bezugsdokument für all jene dienen, die diese neue Technologie anwenden oder in ihr IPAF-zertifiziertes Schulungsprogramm aufnehmen möchten, um den sicheren Umgang mit Höhenzugangstechnik weltweit zu fördern. Weitere Informationen zur neuen XR-Strategie von IPAF finden Sie unter www.ipaf.org/XRstrategy

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