Tagungsbericht 2019
„Unfälle werden totgeschwiegen“
Der 11. Tag der Arbeitsbühnensicherheit, veranstaltet von IPAF und Vertikal Verlag, widmete sich diesmal den Themen Krisenmanagement und Standsicherheit.
Die elfte Ausgabe des TABS hatte diesmal nach Krefeld geladen, um die neusten Trends und Tendenzen sowie Grundsätzliches zum sicheren Umgang mit Arbeitsbühnen zu präsentieren. Das lose Motto der Veranstaltung war die Frage: Kann man sicher sein, auf der sicheren Seite zu sein? Das kann man, könnte man abkürzen, wenn man die Kernaussage eines Films der BG BAU zusammenfasst, den Reinhard Willenbrock, IPAF Deutschland, zu Beginn zeigt: mit „Mut, Voraussicht und Verantwortung“.
Einen Teil dieser Verantwortung verortet Ralf Stammen beim Hersteller wie beim Kunden. Er plädiert für ein einheitliches Layout der Joystick- und der Notsteuerung sowie der Piktogramme und Icons – herstellerübergreifend. Um Unfällen und Missverständnissen vorzubeugen. „Da können wir mit ganz wenig Aufwand viel verbessern“, so der Mann, der für Software und Innovationsmanagement bei Palfinger zuständig ist. Die Kunden müssten dies auch bei den Arbeitsbühnenherstellern einfordern, forderte er. Zudem bestehe die Gefahr, dass sich Bediener heutzutage mehr und mehr auf die zahlreichen Assistenzsysteme der Maschine verlassen, die „vollgeschraubt ist mit Sensoren und künstlicher Intelligenz“, so Stammen. Die Kehrseite: Immer weniger Bediener seien in der Lage, die Bühne beispielsweise manuell am Hang abzustützen.
Anschließend richtet Reinhard Willenbrock den Blick nach oben. In eindrücklichen Bildern zeigt ein Film die brutalen Konsequenzen, die ein Bedienfehler haben kann. Am 28. August 2014 kommt ein Bediener in England einer Hochspannungsleitung zu nahe – und fängt sich schreckliche Verbrennungen am Arm und am Kopf ein. Zudem war der Mann völlig verwirrt, wie Augenzeugen der Unfallszene sich erinnern. Emotional statt belehrend fällt der IPAF-Film aus. In diesem Jahr fährt der Verband die Kampagne „Street Smart“, um über die Risiken aufzuklären, die das Arbeiten an Straßen mit sich bringt.
Die Verantwortlichen stehen unerwartet im Rampenlicht, wenn etwas schiefgeht, eine Bühne umfällt, sich dabei jemand verletzt oder gar getötet wird. „Wenn ein Unfall passiert, sind Sie erstmal der Dumme“, schreibt die Kommunikationsexpertin Sigrid Baum den Zuhörern ins Stammbuch. „Ihre Branche hat die Angewohnheit, Unfälle totzuschweigen.“ Sie sagt: Es ist wie beim Autofahren. Auch erfahrene Bediener können mal einen Fehler machen. Dazu müsse man stehen. Auf Krisen, die aus solchen Fehlern resultieren, könne man sich vorbereiten. Wer ein entsprechendes Krisenmanagement aufsetzt, sagt Sigrid Baum, der spart Zeit und Geld, schont die Nerven und kann Image und Reputation seines Betriebs retten. Viele konkrete Tipps bereicherten ihr rundum gelungenes Referat. Weitere Redner wie Joachim Schulze von der BG BAU und Rechtsanwalt Dr. Rudolf Saller rundeten den elften TABS ab.